bevor das Licht sich verneigt tief stehend
und alle anderen längst gegangen sind sie
da wie ein Ort am Wasser sacht und seicht
zieht es hinaus mit bloßen Füßen über Stein
und Muschelscherben tastend balancieren
gute alte Geister mit beruhigenden Gesten
die sich abstoßen schwerelos zu werden
Elementarteilchen der spiegelnden Fläche
zwischen Ufer und Weite spürst du wie sie
sich aufrichten aufspannen um das Gleich
gewicht dieses Moments zu halten überall
hin tragen sie dich rhythmisch und zügig
vorwärts auf der Grenze von Süß zu Salz
plötzlich der Sog nach draußen als leichter
Schwindel so als riefe man dich ins Offene
statt hoch zur Steilküste mit ihren rieselnden
Gebirgsbächen winzige Lawinen die da
abgehen verborgene Nist und Rastplätze
Start und landerampen ein Staub zu Staub
dieses stille Ticken einer großen Sanduhr
angezählt von Hitze und Gewitter belagerte
Insel nachgiebig sich selbst verschenkend
Schwemmmaterial kristalline Landschaften
auf Strömungswegen bis sie anderswo Orte
aufschichten Bucht werden weit abgelegen
in: Versnetze_zwölf, Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart, Hg. Axel Kutsch, Ralf Liebe Verlag 2019.